Ein grüner Schatz wächst heran

Das Agroforstsystems am Tempelhof

Von Helene Urbain

Die Realisierung des Modelprojekts Agroforst und Keyline Design ist geschafft! Im Zeitraum von 2021 bis Anfang 2024 wurden die landwirtschaftlichen Flächen einer bemerkenswerten Metamorphose vollzogen. Über 2400 Bäume und Sträucher wurden liebevoll als Teil eines visionären Agroforstsystems gepflanzt.

Das Erblühen des Agroforstsystems

Inspiriert von einem tiefen Verständnis für nachhaltige Landwirtschaft begann die Reise des Agroforstsystems mit der Vision einer aufbauenden Landwirtschaft und dem Konzept eines Forschungsprojekts namens „Aufbauende Landwirtschaft am Tempelhof“, zu dem auch das Agroforstsystem gehörte. Nach erfolgreicher Beantragung von Fördermitteln bei der Postcode Lotterie Stiftung und Zusage für die Finanzierung begann im Jahr 2021 die Planung. Anschließend wurde mit dem ersten Schritt, der Anlage von Hecken entlang der äußeren Grenzen des Geländes, begonnen, um einen Windschutz und ein Mikroklima aufzubauen und gleichzeitig mit den ersten Pflanzungen Erfahrungen zu sammeln. Über 1000 Gehölze aus mehr als 40 verschiedenen Arten wurden da auf 3000 m² liebevoll gepflanzt.

Doch damit nicht genug: Im Herbst 2023 folgte der nächste beeindruckende Schritt. Auf einer Fläche von 11,3 Hektar wurde Grünland und Ackerfläche umstrukturiert und im innovativen Keyline Design als Agroforstsystem neu gestaltet. In 14 Baumstreifen, die sich über 2440 Meter erstrecken, fanden weitere 1400 Bäume und Sträucher ihre Heimat.

Ziele und Visionen

Die Vision hinter diesem Projekt ist ein integrierter Anbau, der Gehölze und andere mehrjährige Pflanzen in bestehende Acker- und Grünlandflächen einbindet. Bewährt hat sich die Flächen entsprechend ihrer Eignung in verschiedenen Zonen einzuteilen und so verschiedene Elemente umzusetzen, darunter Tafelobstreihen, Wertholzreihen, Wildobsthecken, Haselreihen, Nussbäume und Biodiversitätsinseln. Dadurch entstehen einerseits neue Nutzungssysteme, wie die Wertholzproduktion im Grünland oder der Anbau von Tafelobst im Gemüseanbau, die auch zur Fülle und Vielfalt an Nahrungsmitteln zur eigenen Ernährung beitragen. Andererseits ergeben sich zahlreiche ökologische Vorteile. Beispielsweise entsteht der Schutz vor Erosion, indem der Wind abgebremst wird, was wiederum dazu beiträgt, dass Temperaturschwankungen gemildert werden. Zudem wird nicht nur die Nährstoffversorgung der Kulturpflanzen verbessert und die Bodenfruchtbarkeit erhalten, sondern auch der CO2-Ausstoß aus der Atmosphäre gebunden, durch die Integration von stickstofffixierenden Bäumen und Sträuchern sowie den regelmäßigen Eintrag organischer Masse. Darüber hinaus unterstützt das System eine gezielte Wasserführung und fördert die Biodiversität.

Herausforderungen

Unser Standort stellte uns vor herausfordernde Bedingungen. Unsere Böden, bekannt als „Minutenböden“, sind oft zu lange Zeit nass und dann plötzlich trocken und hart, was die Bearbeitung erschwert. Unser Klima ist eher kühl, aber extremen Wetterereignissen wie langen Hitze- und Dürreperioden im Sommer sowie starken Frühjahrs- und Herbstfrosten ausgesetzt. Der ständige Ost- oder Westwind verschärft diese Probleme zusätzlich und führt zu Erosion durch Oberflächenabfluss bei Starkregen.

Aufgrund der schwierigen klimatischen Grundvoraussetzungen war die Auswahl an Obstbäumen für uns leider etwas eingeschränkt. Zum einen war es uns wichtig, einzugrenzen, welche Kulturen auf unserem Standort sowohl in Bezug auf Boden als auch auf das Klima überhaupt anbauwürdig sind. Zum anderen war die Frage, welche Produkte wir am Tempelhof gut „vermarkten“ können. Dabei entschieden wir uns für die folgenden „Hauptkulturen“: Apfel, Zwetschge, Birne, Felsenbirne, Aronia und Hagebutte. Die Pflanzung erstreckte sich über mehrere Wochen, mit immer wieder Pausen, wenn das Wasser in den Pflanzlöchern stand oder der Boden gefroren war. Aber dank unseren tollen Landwirtschaftsteams und der fantastischen Auszubildenden, Praktikanten und HelferInnen wurde es mit viel Ausdauer und Muskelpower geschafft!

Ein Ausblick in die Zukunft

Nun heißt es, etwas durchatmen, und dann beginnt die nächste Phase: die Pflege der Bäume und Sträucher sowie die Planung der Nutzung und Verarbeitung der Erträge. Obwohl die Auswirkungen zum Teil des Agroforstsystems erst in ein paar Jahren spürbar werden, bereichern schon jetzt die Strukturen die Landschaft am Tempelhof. Es zeigt, dass wir gemeinsam neue Wege gehen und eine bessere Zukunft gestalten können.

Weitere Info’s auf der Projektwebseite: https://agroforst-tempelhof.de/

Aktuelles

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    Der Herbst ist eingekehrt und bringt eine Fülle von Farben und Erlebnissen mit sich! Wir laden euch ein, in unserem aktuellen Newsletter die Highlights der vergangenen Monate zu entdecken. Viel Freude beim Stöbern!

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    Gemeinsam die Region gestalten! Zum 3. Mal wurde am 15.10.2024 ein regionales Vernetzungstreffen für Gruppen und Organisationen aus dem Bereich Nachhaltigkeit der Region Hohenlohe-Franken-Tauber durchgeführt. Es gab wieder einiges Neues zu erfahren! Hier der Bericht und die vorgestellten Projekte.

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    Das Zukunftsjahr ist eine gute Alternative zu Freiwilligendiensten, Praktikum, Reisen und Au Pair. Gemeinsam mit bis zu 14 anderen jungen Menschen wirst du in deiner individuellen Lebens- und Berufsorientierung unterstützt und erlangst Wissen in vielen verschiedenen Themen. Hier ist ein kleiner Einblick: Zuja – der Film (Link vimeo).

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