Das junge Dorf wächst und blüht

Das junge Dorf wächst und blüht – Neues von den Orientierungswerkstätten

Die Orientierungswerkstätten haben neue Angebote für junge Erwachsene zu bieten: zwei Naturbaumodule, ein Orientierungscamp, Zeit für intensive Gemeinschaftserfahrung und Persönlichkeitsentwicklung und ein Zukunftsfestival.

Von Kira Petersen

Seit unserem Outdoor-Forschungssommer im vergangenen Jahr haben wir im Team und gemeinsam mit jungen Leuten gesponnen, visioniert und geplant, um in unserer Gemeinschaft die Entfaltungs-, Orientierungs- und Wirkräume für junge Erwachsene weiter zu entwickeln. Dieses Jahr ist bereits lebendig gestartet und wir bieten ein volles Programm mit unterschiedlichen, spannenden Angeboten für junge Erwachsene an: zwei Naturbaumodule im Mai und Juni, ein Orientierungscamp im Juli, einen Monat für intensive Gemeinschaftserfahrung und Persönlichkeitsentwicklung im August und ein Zukunftsfestival im September.

Über vierzig junge Menschen waren 2021 bei den Orientierungswerkstätten auf der Campwiese zu Besuch (trotz der durch Corona erschwerten Bedingungen). Viele erlebten ihre Zeit hier als sehr besonders und nährend. Es gab Selbst- und Gruppenerfahrungen, es wurde gelacht und geweint, gekuschelt und diskutiert, gekocht und gebaut, geträumt und realisiert, vernetzt und unterstützt. Die dreimonatige ‚Lebensschule‘ war geprägt von intensiven Gemeinschaftsprozessen, Persönlichkeitsentwicklung, sowie erdender und auch fordernder Naturerfahrung auf der Wiese. (Für einen Bericht über die Erfahrungen des letzten Sommers, siehe hier)

„Aus Verbundenheit in Verantwortung gehen und zukunftstauglichen Wandel mitgestalten“ – genau für junge Menschen, die sich in dieser Vision wiederfinden, ist das entstehende „junge Dorf“ auf der Wiese am Rande der Gemeinschaft Tempelhof gedacht. Entwicklungs- und Inspirationsräume wie diese gibt es bis dato noch nicht viele, vor allem nicht für diese wichtige Entwicklungsetappe zwischen ca. achtzehn und Ende zwanzig. In diesem Alter geht es darum, seinen eigenen Impuls und daraus folgend seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Kernfragen in dieser Phase sind zum Beispiel: Was sind meine Potenziale? Habe ich eine Aufgabe oder Berufung? Wie möchte ich in der Welt wirken?

Unser Projekt bietet jungen Erwachsenen die Möglichkeit solch wesentlichen Fragen nachzugehen, sich authentisch in der Gruppe zu zeigen, Gemeinschaft zu erfahren und sich mit anderen zu verbinden, sich neue Fähigkeiten anzueignen und selbstwirksam zu handeln. Essentiell ist hierbei, dass die Gruppe ihren Alltag, wozu auch das naturnahe Leben und das ‚SichVerpflegen‘ gehört, bewusst mitgestaltet.

Diesen Februar sind wir wieder mit unserem Waldmodul gestartet, bei welchem Bäume aus dem gemeinschaftseigenen Wald von jungen Leuten geerntet und geschält wurden. Wir freuen uns schon riesig, dass dieses Holz nun im Mai bei unserem Bauvorhaben zum Einsatz kommt. In den nächsten Monaten werden wir die Sommer-Infrastruktur für unser junges Dorf auf der Campwiese in zwei Naturbau-Workshops weiter ausbauen. Nachdem letztes Jahr mit Bauwägen, Jurten, einer selbstgebauten Außenküche, Feuerstelle und Kompost-Toiletten wichtige Grundpfeiler entstanden sind, bauen wir dieses Jahr  zusammen ein wunderschönes so genanntes Mandalahaus als „Santitärtempel“ aus Rundholz mit Lehmwänden. Mandala-Dächer (auf Englisch auch Reciprocal Roofs genannt) sind Dachkonstruktionen, bei denen jeder Stamm zählt, weil sie komplex ineinander greifen und sich so frei tragen. Im übertragenen Sinne werden die Teilnehmenden eine solche Erfahrung auch in den gemeinschaftsbildenden Prozessen machen, in welchen sie sich authentisch zeigen dürfen, wie sie sind, und erfahren, wie die Gruppe sie mitträgt. Raum für kreativen Ausdruck gibt es in der Gestaltung der Lehmwände mit alten Flaschen und gebrauchten Fenstern und im Innenausbau des Duschtempels mit Naturholz, Mosaik und anderen Techniken. Außerdem bauen wir ein Gerüst für die Solarthermieanlage und die Infrastruktur für Duschen und weitere Trenntoiletten. Hier kann im praktischen Tun zukunftstaugliches Bauen erlebt und gelernt werden – vom Bau mit natürlichen Materialien bis zur Sanitär-Installation. Gelebt wird gemeinsam auf unserer Campwiese in Zelten, der Jurte und dem Campwagen. Es wird gemeinsam vegetarisch/vegan gekocht und abends am Lagerfeuer gesessen.

Im Juli findet dann unser bereits bekanntes Orientierungscamp statt, welches in den letzten drei Jahren vielen jungen Erwachsenen Raum geboten hat, um sich mit ihrem individuellen Weg und ihrer Zukunft zu beschäftigen. Was ist meine Be(RUF)ung? Will ich in dieser Gesellschaft funktionieren? Wie gehe ich mit den Erwartungen der Anderen um? Wie kann ich authentisch ICH sein? In was für einer Welt möchte ich leben und was kann ich tun, um eine hoffnungsvolle Zukunft mitzugestalten?

Weil die Gemeinschaft Schloss Tempelhof den Nährboden für das bietet, was bei uns auf der Campwiese entsteht, ist Gemeinschaftsbildung und inneres Wachstum eine wichtige Ausrichtung der Orientierungswerkstätten. Deshalb wird es im August einen intensiven Gemeinschaftsmonat geben, bei welchem junge Leute tiefer in die entsprechenden Prozesse und Themen einsteigen können. Die Fragen, mit denen wir uns beschäftigen, spannen den Bogen vom ICH über das DU zum WIR: Wie kann ich mir selber ganz begegnen und noch mehr in Selbstverantwortung kommen? Wie nehme ich meine Projektionen zu mir? Wer bin ich im Spiegel der Anderen? Wie erkenne ich Andersartigkeit an und überwinde Spaltung? Wie geht gute Beziehungskultur? Wie kommuniziere ich ehrlich und aus dem Herzen? Wie gelingt authentische Gemeinschaft? Wie wollen wir wirken in dieser Zeit und Welt?

Im September gibt es dann ein Zukunftsfestival bei dem wir den Kompass  auf zukunftsfähiges Leben richten: Wie wollen wir in Zukunft leben, wirken, sein? Naturcamping auf dem experimentellen Wohnfeld der Wiese, KunstCamp, Ecstatic Dance, Temple Tipi, Eco-Building, Sacred Space, Feuer, Golden Stage, Verbindungsräume und Freiraum im Gold des Sommers, um unser Wesen zu feiern.

Diese Angebote sind Ausdruck unseres Anliegens, generationenübergreifend zukunftsfähige Antworten auf die großen und drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu suchen (Sinnfrage, ökologische Krise, soziale Krise, Berufe der Zukunft). Dabei sehen wir uns gegenüber den jungen Menschen in der Verantwortung. Es ist unsere Aufgabe, ihnen Forschungsräume zur Verfügung zu stellen und sie darin zu unterstützen, ihren ganz eigenen Weg in die Zukunft zu gehen.  Die Welt, in der die jungen Erwachsenen morgen leben werden, wird in jedem Fall eine völlig andere sein als die, in der sie heute lernen.

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