HerausBildung für Lernbegleiter*innen

Von Eika Bindgen

Die Umsetzung der Vision einer innovativen und anerkannten Ausbildung für Menschen, die an freien aktiven Schulen und Kindergärten arbeiten wollen.

Gerade haben wir wieder das jährliche „Überwachungsaudit“ hinter uns gebracht! In der freien Schullandschaft ein eher ungewöhnlicher Vorgang „überwacht“ und zertifiziert zu werden. Es entspricht eigentlich nicht der Haltung, nach äußeren Maßstäben bewertet zu werden, aber in diesem Fall wurde es von uns, dem Akademieteam, frei gewählt.

Warum? Wir. d.h. Oswald Rabas und Rüdiger Bachmann, zwei langjährig erfahrene Pädagogen und Berater der freien Bildungsszene, und ich, Eika Bindgen, geschäftsführende Vorständin der Schule für freie Entfaltung Schloss Tempelhof, hatten aufgrund unserer Erfahrung bereits 2016 begonnen eine Ausbildung für Menschen zu gestalten, die an freien, aktiven Schulen und Kindergärten arbeiten wollen. Denn das gab es bis dahin so gut wie gar nicht und war notwendiger denn je in einer Bildungslandschaft, die neue Wege sucht und eröffnet. Daraus entstand die Akademie Lernen von Innen.

www.lernenvoninnen-dieakademie.de

Wir beschlossen, uns schon in der Pilotphase einer gewissen wissenschaftlichen Öffentlichkeit zu stellen und uns auf einen Prozess der Ko-Kreation mit der GAB München* (Dr. Stefan Ackermann), einem Beratungsinstitut, einzulassen. Ideell und finanziell wurde diese Arbeit unterstützt und gefördert von der Software AG Stiftung (SAGST). Von Anfang an bekamen wir begeistert Rückenwind von ihrem Abteilungsleiter für Erziehung und Bildung, Herrn Andreas Rebmann, für unsere Idee, eine freie Ausbildung für Lernbegleiter zu erschaffen.

Diese Zusammenarbeit war die Grundlage dafür, uns nach einem Jahr dem Zertifizierungsprozess der Social Cert GmbH zu stellen, einer Gesellschaft, die sich auf die Fahnen geschrieben hat „das Geschaffene (zu) würdigen, Potentiale (zu) fördern, Erreichtes (zu) feiern und „lernende Organisationen (zu) zertifizieren“. Unserer Einschätzung nach war Social Cert GmbH zukunftsorientiert genug, um unsere Grundidee von der Verknüpfung persönlichkeitsbildender Anteile mit reformpädagogischen Ansätzen und fachlicher Qualifikation als Vorbereitung für Lernbegleitende zu verstehen. So wird die komplexe Aufgabe von  Lernbegleitenden, die in diesem anspruchsvollen Feld von individualisiertem Lernen in der Gemeinschaft Schule als „Raum-haltende“, Begleitende, Impulsgebende, Ratgebende und Forschende mit den dazugehörigen Eltern tätig sein wollen, gewürdigt.

Und tatsächlich gelang es uns, die Notwendigkeit sichtbar zu machen, dass es in dieser Aus-und Weiterbildung ein ganz anderes Setting braucht, als bisher bekannt:

Es gelang uns, die Notwendigkeit einer höheren Dozentenanzahl darzustellen, die aufgrund der ganz persönlichen Begleitung individueller Wachstumsprozesse der Teilnehmer unabdingbar ist. Wir konnten die zeitliche Ausdehnung von 12 Modulen innerhalb von 18 Monaten mit der Komplexität von fachlicher und alternativpädagogischer Bildung und persönlicher Entwicklungsprozesse begründen, die eine gewisse Integrationszeit brauchen. Wir konnten verständlich machen, dass es uns darum geht unsere Teilnehmer selbst zu ermächtigen, ihren eigenen, individuellen Wachstumsprozess selbst zu gestalten und am Ende eine frei gewählte Präsentation von Materialarbeit als Ergebnis ihres Werdens und Wachsens vorzustellen. Wir konnten erklären, dass sich die Dozenten selbst als Lernbegleitende, als Mentoren und Coaches verstehen in dem Prozess des HerausBildens dessen, was eigentlich tief drinnen in jeder Persönlichkeit als Kern angelegt ist und nun Gestalt annehmen will.

Ende September 2019 war es dann soweit; wir bekamen zwei Zertifikate ausgehändigt:

Ein Zertifikat für den Verein Schloss Tempelhof als zugelassener Träger der Maßnahme nach dem Recht der Arbeitsförderung für Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung nach dem Vierten Abschnitt des Dritten Kapitels SGB III, gültig bis zum 07.04.2024.

Und ein weiteres Zertifikat als zugelassene Weiterbildungsmaßnahme für die Förderung der beruflichen Weiterbildung nach dem Recht der Arbeitsförderung: HerausBildung zum Lernbegleiter, zur Lernbegleiterin an freien, aktiven Schulen, gültig bis zum 29.09.2022.

Nach langem Ringen, dieses neuartige Setting mit altbekannten Strukturen zu vermengen und etwas völlig Neues zu erschaffen, was so gerade noch für die „alte Welt“ als Weiterbildungsmaßnahme erkennbar ist, dient unsere HerausBildung nun Schulen und anderen Einrichtungen, in denen Kontakt und Begleitung von Kindern im Mittelpunkt stehen, dazu im Rahmen der Beschäftigtenförderung ihre Angestellten weiter zu qualifizieren. Je nach Größe des Schulbetriebs und Alter des Lernbegleitenden übernimmt das Arbeitsamt auf Antrag mindestens 50% und bis zu 100% der entstehenden Kosten.

Auch arbeitssuchende, zukünftige Lernbegleitende können bei ihrem Jobcenter prüfen lassen, ob eine Förderung der Maßnahme für sie in Frage kommt um sich auf diese komplexe Aufgabe der Lernbegleitung vorzubereiten und diese dann über einen Bildungsgutschein zu ermöglichen.

Nichtsdestotrotz erleben wir als Akademieteam, dass ca. ein Drittel bis die Hälfte der Teilnehmenden diese HerausBildung aus eigener Tasche finanziert – einfach, weil sie spüren, dass es vornehmlich ihnen selbst in ihrem eigenen Leben jetzt gerade guttut, sich bewusst mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, auch wenn sie schon von Anfang an wissen, dass sie gar nicht unbedingt an einer Schule landen wollen. Sie bemerken, dass sie anschließend bewusster im Leben stehen, ihre Kommunikation achtsamer ist und der Umgang mit Kindern mehr auf Augenhöhe und gelingender ist als vorher.

*Die GAB München ist ein Forschungs- und Beratungsinstitut im Bereich der beruflichen Bildung. Seit über 30 Jahren entwickeln sie innovative Ansätze und praxistaugliche Lösungen für Arbeit, Beruf und Lernen. Dazu arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Beraterinnen und Berater aus unterschiedlichen Disziplinen und mit unterschiedlichen fachlichen Ausrichtungen eng zusammen. www.gab-muenchen.de

Aktuelles

  • Tempelhof News Herbst 24

    Der Herbst ist eingekehrt und bringt eine Fülle von Farben und Erlebnissen mit sich! Wir laden euch ein, in unserem aktuellen Newsletter die Highlights der vergangenen Monate zu entdecken. Viel Freude beim Stöbern!

  • Regionale Vernetzung

    Gemeinsam die Region gestalten! Zum 3. Mal wurde am 15.10.2024 ein regionales Vernetzungstreffen für Gruppen und Organisationen aus dem Bereich Nachhaltigkeit der Region Hohenlohe-Franken-Tauber durchgeführt. Es gab wieder einiges Neues zu erfahren! Hier der Bericht und die vorgestellten Projekte.

  • Zukunftsjahr startet am 13.September

    Das Zukunftsjahr ist eine gute Alternative zu Freiwilligendiensten, Praktikum, Reisen und Au Pair. Gemeinsam mit bis zu 14 anderen jungen Menschen wirst du in deiner individuellen Lebens- und Berufsorientierung unterstützt und erlangst Wissen in vielen verschiedenen Themen. Hier ist ein kleiner Einblick: Zuja – der Film (Link vimeo).

Veranstaltungen