Von Helene Urbain
Es geht endlich richtig los: Nach über neun Monaten Laufzeit des zweijährigen Erasmus+-Projekts „Upgrading The Agricultural Sector With Skills In Regenerative Agriculture“, konnte sich endlich im September 2021 das Team von „RegAgri4Europe“ live am Schloss Tempelhof treffen. Mit im Team sind, neben Menschen aus der GEN Gemeinschaft im Süden Deutschlands, weitere sechs europäische Partner aus Deutschland, Belgien und Griechenland. Hauptziel des Vorhabens ist, Lerninhalte zu Regenerativen Landwirtschaft zu entwickeln, die anschließend in die aktuellen internationalen Lehrpläne und Studiengängen integriert werden. Inhaltlich wollen die Expert*innen die globale Transformation zu einer regenerative Lebensmittelherstellung, Landwirtschaft und Landnutzung fördern, erleichtern und beschleunigen. Denn Tatsache ist, dass momentan immer noch 90 % der landwirtschaftlichen Flächen in Europa konventionell bewirtschaftet werden. Und diese Art des Anbaus verursacht schwerwiegende Probleme für die menschliche Gesundheit, das Klima, die biologische Vielfalt, die Fruchtbarkeit der Böden und für das Ökosystem als Ganzes.
Vor dem Hintergrund, dass es in den meisten Bildungs- und Forschungseinrichtungen immer noch kaum Ausbildungsprogramme oder Kurse explizit zu dem Gebiet der Regenerativen Landwirtschaft gibt, möchte das Projekt Wissenslücken in der landwirtschaftlichen Ausbildung schließen. Deshalb wird Student*innen, Auszubildenden und Landwirt*innen die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse vermittelt, um auf die aktuellen Herausforderungen des Agrarsektors reagieren zu können.
Gemeinsam entwickeln die sieben Projektpartner einen achtwöchigen Online-Kurs. Das Team „Aufbauende Landwirtschaft“ aus Schloss Tempelhof mit Martina Jacobsen, Stefan Schwarzer, Maya und Sebastian Heilmann, Jonas Machnik und Helene Urbain, die bereits viele Jahre mit einer zukunftsorientierten Haltung, innovativen Methoden und langfristiger Vorausschau ihre Böden bearbeiten, erarbeiten den Kursinhalt und sind verantwortlich für seine digitale Durchführung. Er beinhaltet fünf verschiedene Module mit unterschiedlichen Schwerpunkten, u. a. die Prinzipien von natürlichen (Boden-)Systemen, Wassermanagement, Agroforst, Kohlenstoffsequestrierung und praktischen nachhaltigen Anbaumethoden, die zur Umgestaltung landwirtschaftlicher Großflächen, ausgewogenen Ökosystemen und gesunden Produkten führen.
Der Kurs wird kostenfrei auf einer Online-Lernplattform für registrierte Teilnehmer*innen zugänglich sein und stellt ab Anfang 2022 Lernmaterialien, eine virtuelle Bibliothek und Prüfungsmaterialien bereit. Der Abschluss des Kurses wird entsprechend dem universitären Punktesystem mit drei Creditpoints bewertet. Als Besonderheit erhalten 30 ausgewählte Teilnehmer*innen des RegAgri-Kurses einen kostenlosen fünftägigen Praxisteil 2022 am Schloss Tempelhof. Diese Fortbildung wendet sich an Student*innen, eine neue Generation von Gärtner*innen, an Lehrlinge und andere interessierte Personen mit landwirtschaftlichem Berufshintergrund.
Angestrebt wird die Integration des Kurses in die Bildungsmodule verschiedener Hochschulen, landwirtschaftlichen Berufsbildungsanbietern und Ausbildungsunternehmen und soll diversen Bildungsinstitutionen in der Landwirtschaft und höheren Bildungseinrichtungen zur Verfügung stehen. Politische Entscheidungsträger*innen im Agrarsektor sollen über die Inhalte der Regenerativen Landwirtschaft informiert und Empfehlungen für die Verankerung von Regenerativer Landwirtschaft übergeben werden.