Von Anne Lorenz
Es ist vollbracht! Viele Stunden nach dem ersten Spatenstich steht der Prachtbau stolz auf der Dorfwiese vom Tempelhof, Gemeinde Kreßberg, und beglückt Gemeinschaft und Seminargäste gleichermaßen. Mit 4 Speisesälen und einem großzügigen Buffetraum direkt neben der Großküche können hier bis zu 160 Leute gleichzeitig verköstigt werden von dem Gemüse, das direkt von der eigenen SoLaWi stammt. Was morgens noch auf dem Feld wächst, wird hier mittags zu köstlichen, vegetarischen und veganen Gerichten verkocht und direkt serviert. Das hatten sich die Tempelhöfer gewünscht und es hat einige Jahre gedauert, bis der Traum wahr werden konnte.
Ein fünfköpfiges Bauherren- und damenteam hat sich dem Unterfangen angenommen und das Projekt vorangetrieben und begleitet. Ganz im Sinne einer klassischen Bauhütte haben die gemeinschaftseigenen Handwerker den Großteil der Gewerke selber gestemmt. Einzig der Vollholzkorpus und das Dach wurden extern vergeben. Monatelang wurde hier mit Lehm verputzt, mit Kalk geglättet und mit Sumpfkalkfarbe und Lehmfarbe liebevoll gestrichen, bis alle Flächen vom Inneneinrichtungsteam für fertig befunden wurden.
Ein besonderes Ereignis im Laufe der Bauarbeiten war ein 3-tägiger Workshop für die ganze Gemeinschaft, wo in 10 Arbeitsgruppen alle von klein bis groß mithelfen konnten beim Herstellen der Sofalandschaft, Beziehen von Akustikelementen, Basteln von Furnierlampen, Aufmöbeln von alten Tischen und vielem mehr. Fast jedes Detail bei der Inneneinrichtung ist entweder upcycled, renoviert oder selber hergestellt. Was erdig daherkommt verbirgt modernste Technik: alle Räume sind mit Fußbodenheizung und Wandtemperierung ausgestattet.
Nur der Holzofen ist noch nicht angeschlossen, denn da kam der Sommer und hat ihm die Show gestohlen! Im Winter lädt dann hoffentlich eine gemütliche Lounge mit einer Sofalandschaft für 16 Personen zu Gesellschaftsspielen, Ausruhen und besinnlichen Stunden in Gemeinschaft bei loderndem Feuer.
Helfende Gäste und Genossen haben dann endlich ihr langersehntes Wohnzimmer.
Was wir gelernt haben:
- Gut Ding will Weile haben. Zeitdruck ist nicht produktiv und zerstört die zwischenmenschlichen Beziehungen
- Handwerkergrill am Freitagabend und tägliches Handwerkerfrühstück mit guten Gaben von Küche und Gemeinschaftsmitgliedern stärken die Motivation
- Die letzten 5% sind am Härtesten
- Bei finanziellem Druck bleiben die Visionen und Werte auf der Strecke
- Außenanlagen nicht vergessen vor lauter Fokus auf das Gebäude
- Wolle ist ein fantastisches Akustikelement ohne Brandschutzanforderungen für Rückenlehnen, Deckenelemente, Vorhänge, Türbezüge, Kissen, etc.
- Farbkonzepte in Gemeinschaft sind eine echte Nervenprobe für die GestalterInnen
Ein schöner Nebeneffekt: Iris Münch und Anne Lorenz, die das Farbkonzept und die Innenarchitektur entwickelt haben, haben sich trotz viel Zwischenkritik nicht ins Bockshorn jagen lassen und sich ihren Enthusiasmus für mutige Farbkombinationen und wertige Materialien nicht nehmen lassen. Das fertige Ergebnis ist ein architektonisches und nachhaltiges Schmuckstück, das sich sehen lassen kann und von allen Seiten viel Bewunderung erhält. Sie bieten nun auch anderen Gemeinschaften und nachhaltigen Unternehmen Bauberatung an, wie modern, ökologisch und sinnlich sanieren und bauen geht.
www.kali-co-creation.com
Die neuen Essräume der Gemeinschaft Schloss Tempelhof können im Rahmen vom monatlichen Infocafé besucht werden.