Plötzlich dabei

Es verwunderte mich nicht, als wir bei unserer Ankunft am Crailsheimer Bahnhof am 31.12.2018 gleich von zwei FahrerInnen und zwei Autos abgeholt wurden. Schon von anderen Besuchen war mir die enorme Hilfsbereitschaft der Tempelhofer vertraut.

Erfreut und auch ein wenig erleichtert sah ich beim Eintreffen im Dorf, dass unser Umzugswagen bereits ausgeladen und Alles in unsere neue Bleibe gebracht worden war. Eine emsige Putzmannschaft hatte unsere Zimmer hergerichtet, so dass wir nur noch Ankommen und Auspacken mussten. Nun hieß es, schnell Betten herrichten und in die Verkleidungen stürzen für einen rauschenden  und unvergesslichen Sylvesterabend mit unserer neuen Gemeinschaft! Plötzlich dazuzugehören, war ein wenig ungewohnt, waren wir doch bis dahin immer nur zu Gast gewesen. Aber wir hatten dank all der Seminare und Gasthelferwochen bereits genug Kontakte knüpfen können, um uns ausreichend dazugehörig zu fühlen und haben es genossen, unser Ankommen und den Jahresbeginn gemeinsam zu feiern.

Am Neujahrstag hatten wir Zeit, uns ein wenig einzurichten und am 2. Januar ging dann die Intensivzeit für uns los. Ein wichtiger Moment im Leben der Gemeinschaft, wo alle sich Zeit nehmen, ihren normalen Alltag zu unterbrechen, um sich wieder zu begegnen, sich mitzuteilen und herauszufinden, was gerade für die Einzelnen und die Gemeinschaft bzw. das Dorf ansteht. Wir als Frischlinge hatten ja noch keine gemeinsame Vergangenheit und konnten dem Treffen in erster Linie als Beobachter beiwohnen.

Sehr organisch und feinfühlig ging das Moderationsteam auf die Bedürfnisse der Gruppe und Einzelner ein und ließ viel Zeit, um den natürlichen Prozessen, die sich entfalteten, Raum zu geben.

Sehr deutlich wurden die unterschiedliche Umgangsweise und Wahrnehmung von Genossen, die schon seit vielen Jahren das Projekt mitgestalten und Gemeinschaftsmitgliedern, die erst kürzer dabei sind und nicht so verwoben sind mit den Anfängen und der intensiven, stark identifikationsstiftenden Aufbauzeit. Der Schmerz des Loslassens von Altem, von Weggefährten, die neue Wege gehen möchten und die Akzeptanz von Veränderung waren Themen, die sich durch alle vier Tage zogen.

Die Euphorie und der Machergeist des Anfangs ist noch in vielen Gedächtnissen der Gruppe spürbar und es fällt schwer, neue Projekte, die jetzt anstehen, mit der gleichen Energie von damals umzusetzen. Mittlerweile ist die Gruppe sehr viel grösser als am Anfang und wohl auch um einiges komplexer in ihren Bedürfnissen. Die gemeinsame Vision wird vielschichtiger und Einige, die viel für die Gemeinschaft getan haben, brauchen verständlicherweise mal wieder Zeit für sich und ihre persönliche Entwicklung. Verantwortungen wollen neu verteilt werden und mit beeindruckender Leichtigkeit und Würde werden auch tatsächlich im Laufe der Intensivzeit alle Kreise mit willigen und geeigneten neuen Verantwortlichen gefüllt. Ich fühle mich getragen und bin dankbar, in dieser Anfangszeit von Menschen, die schon länger am Tempelhof wirken, vertreten zu werden. Themen für das kommende Jahr werden aufgegleist und auf  kürzere Intensivzeiten übers Jahr verteilt. Vielleicht stehen gerade keine großen Würfe an, aber im Kleinen sind doch viele Impulse gesetzt worden und ich habe das Gefühl, es geht weiter in die richtige Richtung. Und wenn der Frühling kommt, kehrt sicher auch die nötige Energie und Lust auf gemeinsames Tun und Entwickeln zurück.

Als Neuankömmling frage ich mich so manchmal, wann ich so weit sein werde, das Dorf aktiv mitzugestalten. Und dann sage ich mir: Ich bin ein kleiner Teil eines großen, mutigen Ganzen und allein durch mein Hiersein trage ich schon etwas zur Veränderung bei. Zur Zeit mache ich Kinderschritte und das Dorf begleitet mich dabei großzügig und geduldig. Mit der Zeit werden meine Schritte grösser werden und auch dann werden da Leute sein, die einen von den Seiten einhaken und gemeinsam diesen ambitionierten Weg gehen.

Ich bin gespannt, wie anders meine nächste Intensivzeit nach einem Jahr Leben und Wirken am und mit dem Tempelhof sein wird und freue mich auf Alles, was da kommen mag.

Anne mit Barnaby, Cosmo & Jasper Drabble

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