Der Dorfladen wird zum Mitgliederladen?

Zum Jahreswechsel gab es in unserem Dorfladen einige Veränderungen. Birgit und Mouna, die den Laden vor ein paar Jahren aufgebaut und initiiert haben, widmen sich nun anderen Aufgaben in der Gemeinschaft und Niklas, mein 15-jähriger Sohn und ich (Rainer) starten gemeinsam mit dem Dorfladen unser neues Vater-Sohn-Projekt. Nach einigen Wochen theoretischer Vorarbeit, nach einer positiven Entscheidung im Dorfplenum, nach der Auswertung  einer Umfrage bei unseren bisherigen Kunden und nach einigen Umbauten und Renovierungen haben wir den Dorfladen  am 14.01. wiedereröffnet.

Wir wollen dem Laden ein etwas anderes, neues Gesicht geben. Bald soll es eine Sitzgelegenheit mit Kaffee, Chai und frisch gepressten Säfte geben, eine Abfüllstation für unverpackte Lebensmittel soll entstehen und die anfängliche Idee des Mitgliederladens wieder Kraft bekommen. In einem Mitgliederladen werden die Festkosten wie Löhne, Mieten und Nebenkosten gemeinsam von den Mitgliedern/Verbrauchern durch einen monatlich festen Betrag getragen. Dadurch kann der Laden ohne Aufschlag seine Einkaufspreise weitergeben und ermöglicht allen den günstigen Zugang zu hochwertigen Biolebensmitteln. Für unsere Kunden aus der Nachbarschaft und Gäste haben wir inzwischen auch freitags ab mittags geöffnet und es gibt jetzt immer frische Backwaren von einem Bioland-Bäcker aus der Region.

Ich (Niklas) bin gerade von einer 10 monatigen Reise zurückgekehrt, war in der ganzen Welt (Fidschi, Indien, Sri Lanka, Türkei) und habe meine Erfahrungen mit anderen Kulturen  gemacht. Der Laden hat mir eine Tür in eine neue Welt geöffnet, wo ich mich ein bisschen selbstständiger fühle, Geld verdiene, viel Erfahrungen im Einzelhandel mache und mich ein bisschen aufs Erwachsenwerden vorbereiten kann. Ich habe noch Ziele, die ich im Laden verwirklichen will (eine Sitzecke, Kaffee, frisch gepresste Säfte, Chai, den ich auf meiner Reise sehr oft getrunken habe). Ich freue mich, das mit meinem Vater machen zu können, dass er die Geduld hat mit mir und zwischen seiner Arbeit und meinem kleinen Bruder noch einen Laden führen kann. Am meisten Spaß im Laden macht mir, die Kunden happy zu machen, dass ich viel lerne und dass ich mein eigenes Geld verdienen kann.

Meine Motivation, als Vater ein solches Projekt mit meinem Sohn zu starten, ist es, Jugendlichen unternehmerisches, selbstverantwortliches Handeln zu ermöglichen, ihnen die Bandbreite der Möglichkeiten zu zeigen, sein Leben positiv selbst zu gestalten und schöpferisch tätig zu sein. Der kleine, überschaubare Dorfladen könnte sich gut als Lernort unserer freien Schule etablieren, starten wollten wir jetzt aber als kleines, unabhängiges Team, um die Aufgaben von der Wurzel her kennenzulernen.

Schaut doch gerne bei uns vorbei.
Immer Montag und Mittwoch von 16.00-18.30 Uhr
und Freitag 12.00-18.30 Uhr
hofladen@schloss-tempelhof.de

Es braucht ein Händchen zum Verkaufen und Kommunizieren, kreatives Gestalten, Kosten und Aufschläge kalkulieren, Rechnen an der Kasse, Wissen über Biolebensmittel…..wow, ganz schön vielseitig, so ein kleiner Laden. Das unternehmerische Risiko von Gewinn und Verlust liegt auch ganz bewusst in unseren individuellen Händen und ist vielleicht auch ein Gegenpol zu den kollektiven Gemeinschaftserfahrungen hier am Platz.

Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit.

Rainer Stelzl und Niklas Phillipsen

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