Es leuchtet bunt, das Dorf im Dorf. Auf der Wiese, inmitten von Bauwagen und Jurten liegt unser Earthship. Es ist – ja was eigentlich? Mutig und kreativ errichten in der Gemeinschaft Schloss Tempelhof über hundert Ehrenamtliche das 155 qm große Versorgungshaus. Sehr außergewöhnlich sieht es aus und wandelt sich als Deutschlands erstes genehmigtes, teilautarkes Haus aus Altreifen und Glas zum Interessensmagnet der alternativen Bauszene. Tausend Menschen haben es bereits besucht.
Die Idee
Es ist Ende 2014 und die Gemeinschaft wollte, musste bauen. Nach einem Sommer des Ausprobierens von „Gemeinschaft auf engstem Raum“ auf einer unserer Grünflächen, entstehen nun in Handarbeit und „low-tech“ experimentelle Gemeinschaftsräume für unsere Wagen- und Jurtendorfgruppe. Stimmen in der Planungsphase klangen damals so: „Möglichst ökologische Materialien“, mit „autarker Versorgung“, bitte „kreativer Lebensraum für 23 Menschen“, mit „ganzheitlichem, generationenübergreifendem Ansatz“, und natürlich: „Finanzierbar“! Beispiele der bescheidenen Vorgaben, die wir uns für die Aufgabe „Neubau“ gestellt haben. Und wir haben angefangen, jetzt gerade ist der Innenausbau dran. März 2016 ist Einzug.
Machen
Als Bauherren wollen wir einen Diskurs auslösen über die Art und Weise, wie wir leben und bauen. Die Zeit für das Projekt ist knapp, die Finanzierung mit spitzem Stift gerechnet. Jetzt ist das Haus da und erzieht uns, mit den natürlichen Ressourcen, im echten Miteinander und im Einklang mit der Natur zu leben.
Wir sehen dieses Earthship als ein Reallabor mit vielen Lernebenen: Der Bau als Prototyp entsteht in engster Zusammenarbeit mit vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Fähigkeiten und Fertigkeiten (Kollaboration). Mehr als 100 Menschen waren daran beteiligt, viele erlebten sich selbst teilweise zum ersten Mal in sinnstiftender Tätigkeit, in Gemeinschaft, bei der Umsetzung einer Vision. Wir erleben eine prozesshafte Ausführung, Herausforderungen auf bauphysikalischem Neuland. Und: Das Haus ist echter sozialer Experimentierraum, als ein gemeinschaftlich genutztes Versorgungshaus mit Bad, Küche und Lebensräumen konzipiert.
Die internationale Crew baute mit kurzen Abstimmungsphasen: vom Strich auf dem Papier direkt zur Tat, vom Plan umgehend zur Realisierung. Wir haben es als Bildungsprojekt angelegt und gezeigt: Jeder kann bauen. Täglich sahen wir in begeisterte Augen.
Geschichtete Reifenwände, Regenwasserzisternen, Glasflaschen als Baumaterial, eine Photovoltaikanlage und das 30m-Gewächshaus auf der Haussüdseite, Erde als Thermalspeicher… Alles ausgetüftelte Puzzleteile eines sich weitgehend selbst versorgenden „Biosystems“. Nicht zu knacken war die behördliche Auflage, das Earthship an das örtliche Frisch- und Abwassersystem anzubinden. Wie gesagt, wir stehen am Anfang des Neuen…
Warum setzt sich Tempelhof dafür ein? „Im Zusammenleben in einem Gemeinschaftshaus, habe ich gemerkt, dass ich den anderen viel näher erlebe, mehr und bewusster wahrnehme. Ich begegne den Menschen ohne Verabredung, jederzeit, in den Alltagsräumen“. Maxs Aussage, einem der zukünftigen Earthship-Bewohner, spiegelt unsere tiefe Sehnsucht nach authentischer Gemeinschaft und dauernder Begegnung wider. Jetzt und hier möglich.
Wer das Earthship sehen und erleben will, kann an unseren Führungen durchs Haus teilnehmen. Die Termine dafür und viele weitere Informationen und Eindrücke zum Bau, zur Entstehung und seiner Funktionalität stehen unter www.earthship-tempelhof.de. Spenden für den Innenausbau und die Durchführung der Workshops für Interessierte und zukünftige Hausbauer nehmen wir gerne entgegen unter www.earthship-tempelhof.de/#spenden.
Wir brauchen im März weitere Helfer am Bau. Interesse?