Alea (15), Lisa (16) und Luzie (15), sind jetzt die Betreiberinnen des SchlossCafés. Sie hatten dafür einen Antrag an die Gemeinschaft gestellt und diese hat ziemlich einmütig zugestimmt. Die Drei haben nach der Winterpause am 1. März das Café wieder eröffnet und betreiben es jetzt zusammen mit weiteren SchülerInnen. Die Öffnungszeiten (soweit nicht coronakrisenbedingt eingeschränkt) sind wie bisher sonntags von 13 – 18 Uhr . Sie werden ausprobieren, auch ein- bis zweimal im Monat freitagabends zu öffnen.
Alle drei leben in der Gemeinschaft Tempelhof und gehen hier in die Schule. Sie haben schon im letzten Jahr in der Betreibergemeinschaft des SchlossCafés mitgearbeitet: Kuchen gebacken, als Baristas leckeren Cappuchino fabriziert, die Kasse gemacht, Gäste bedient.
Im Folgenden ein Interview mit unseren Jungunternehmerinnen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, das Café in eigener Regie zu übernehmen?
Alea: „So genau können wir das gar nicht sagen. Am Anfang wollte ich letztes Jahr ja nur ein paarmal Kuchen backen. Dann war an einem Sonntag niemand da, der die Kasse machen konnte. Ramona sagte einfach „Komm, ich zeig dir wie es geht“ und dann habe ich die Kasse gemacht und gemerkt, das macht Spaß. So habe ich immer öfter hinterm Tresen gestanden und auch noch gelernt, wie man an der Gaggia Espresso und Cappuchino macht. Es hat einfach immer mehr Spaß gemacht“.
Lisa: „Als im letzten Herbst die Frage aufkam, wie es mit dem Café weitergehen soll und eine Überlegung war, dass es jemand von außen mitbetreiben soll, hat uns das nicht so gefallen. Irgendwie ist uns das Café im letzten Jahr ans Herz gewachsen. Die Idee, es könnte ein Schulprojekt werden, kam erst von Erwachsenen aus der Betreibergemeinschaft. Dann haben wir die Freie Schule in Ettenheim besucht, wo Schüler schon seit ein paar Jahren ein Café betreiben und danach war klar: Das machen wir!“
Das Café ist ein Schulprojekt. Was genau heißt das?
„Unsere Schule ist ja eine Freie Schule, wo wir selber entscheiden, was und wie wir lernen möchten. Beim Caféprojekt werden wir von Wolfgang (Lernbegleiter) pädagogisch begleitet und von Michael (einer der Schulgeschäftsführer), was das Betriebliche und Finanzielle betrifft. Wir machen viele Arbeiten fürs Café in der Schulzeit. Weil wir alles lernen wollen, was zum Betreiben eines Cafés gehört, haben wir entschieden, eine eigene Firma zu gründen. Nur sind wir drei noch zu jung dafür, wir sind ja noch nicht geschäftsfähig.
Also haben die Beiden eine GbR gegründet und eine Fortbildung gemacht, um eine Konzession für den Betrieb eines Cafés zu erhalten. Aber wir drei sind recht eigenständig in unseren Entscheidungen. Ob das Café läuft oder nicht – das ist unsere Verantwortung. Keiner der Lernbegleiter aus der Schule würde dafür sorgen, dass das Café geöffnet wird, wenn wir es nicht schaffen. Die Erwachsenen würden nur dann eingreifen, wenn sie sehen, dass wir wirtschaftlich ins Minus laufen. Im Übrigen können wir viele Erwachsene am Tempelhof fragen, wie etwas geht.“
Was lernt man so alles als Betriebsgründerin und Cafébetreiberin?
„Wir wissen jetzt, wie man ein Geschäftskonto eröffnet und wie man mit der Bank professionell telefoniert, um einen Termin zu bekommen. Wir kennen uns aus mit Jugendschutz und Hygienebestimmungen und wissen, was alles zu bedenken ist, wenn man Personal einstellt. Wir wissen schon, dass für unseren Betrieb eine einfache Einnahmen-/Ausgabenrechnung genügt und was das überhaupt ist. Wir wollen ja alles selber machen, aber die Lohnbuchhaltung müssen wir doch an einen Profi abgeben – das hat uns der Steuerberater klar gemacht. Den haben wir auch über Kontakte selbst gesucht und gefunden.
Wir lernen, Investitions- und Betriebskosten zu unterscheiden, denn wir haben von der Betreibergemeinschaft des letzten Jahres den erwirtschafteten Überschuss übertragen bekommen, um daraus Investitionen ins Café zu finanzieren. Eine erste wichtige Entscheidung war schon, ob wir eine neue Espressomaschine anschaffen, denn wir waren mit der Qualität der alten nicht so zufrieden. Aber dann haben wir doch entschieden, sie gründlich überholen zu lassen. Wir lernen etwas über Personalgewinnung und Personalführung. Außer uns machen noch einige weitere SchülerInnen mit und uns ist wichtig, dass sie, auch wenn von uns Drei mal niemand da ist, so arbeiten wie wir es tun würden, dass sie also unsere Werte kennen, die Abläufe usw.“
Was ist euch denn wichtig für den Cafebetrieb, was sind eure unternehmerischen Ziele?
„Uns ist die Qualität des Angebotes wichtig und dass sich die Gäste bei uns wohlfühlen. Das heißt zum Beispiel auch, nett zu ihnen sein, auch wenn mir innerlich nicht danach zumute ist. Wir wollen die Arbeit noch weiter professionalisieren, Abläufe noch runder machen. Das Kuchenangebot soll gleich bleiben wie bisher, damit die Tempelhofer weiterhin ihren geliebten Apfel-Sahne-Traum oder andere Lieblingskuchen essen können. Wir bezahlen unseren MitarbeiterInnnen erstmal nur den Mindestlohn und wir Drei zahlen uns erst mal gar nichts aus. Unser Ziel ist aber, dass wir am Ende allen Beteiligten, auch uns selber, einen Stundelohn von 10 Euro auszahlen können, rückwirkend dann. Und dass noch etwas übrig bleibt, damit die Betreiber des kommenden Jahres zum Start etwas Betriebskapital haben. Erwachsene, die gerne mitarbeiten möchten, sind uns willkommen, aber von ihnen erwarten wir ehrenamtliche Mitarbeit.“
„Alea, Lisa und Luzie, ich wünsche euch viel Freude und gutes Gelingen mit eurem Unternehmen!“
MarieLuise Stiefel