Die LängerGelebtHabenden

Zweiter Werkstattbericht.

„Ich habe im Schloss Tempelhof bei der Werkstatt für LängerGelebtHabende für mich exakt das gefunden, wovon ich gar nicht wusste, dass ich suche. Die prozessorientierte Auseinandersetzung rund um das Älterwerden, in größerer oder kleinerer Gruppe oder auch allein oder zu zweit, hat mir so wertvolle Impulse gegeben, dass ich Neues und Tiefes empfinde, was mich sehr wohlig und warm berührt! Die Begegnung mit Gleichgesinnten, einer peer group 55plus, ist ein wahrer Schatz in meinem Leben!“ (Dies schrieb uns Ursula nach ihrem zweiten Werkstattbesuch im November.) 

Schon die erste Werkstatt an Pfingsten im letzten Jahr fand so viel positive Resonanz, dass wir schnell entschlossen im Spätherbst eine zweite angeboten hatten. Wieder ausgebucht und geglückt. Die Teilnehmenden waren zwischen Mitte Fünfzig bis über Achtzig, mehrheitlich in den Siebzigern.

„Von heut auf morgen endet die berufliche Laufbahn in die berufsfreie Zeit. Damit umzugehen, ist nicht leicht. Lange habe ich nach einem Seminar, Workshop o. Ä. gesucht und schließlich den interessanten Workshop mit dem außergewöhnlichen Titel „Länger Gelebt Habende“ entdeckt …. Sehr lebendig habe ich die Tage im Schloss Tempelhof mit vierzig Menschen in der ähnlichen Lebensphase erlebt. Schön zu wissen, mit den ganzen Fragen, Ideen, Belastungen und Ängsten dieser Lebensphase nicht alleine zu sein. Endlich ein Ort, wo dieses Thema Raum findet und diese Altersgruppe gesehen wird.“ (Ilse)

Scheinbar ist uns mit der Werkstatt für LängerGelebtHabende etwas gelungen, wonach Menschen sich sehnen. Wir – das Begleitteam im Alter von 55 – 73 Jahren – sind selber Teil der Peer Group und lassen uns in der Gestaltung dieser Werkstatt von unseren eigenen Fragen und inneren Suchbewegungen leiten, die wir als LängerGelebtHabende in dieser Wandel-Zeit haben. Wir haben persönlich ganz unterschiedliche Zugänge zu tieferen Schichten des Bewusstseins und zur spirituellen Dimension des Lebens. Eingebettet in die im Tempelhofleben verankerte Erfahrung, Räume herzustellen, in denen Verbundenheit, Vertrauen und Neues wachsen kann, haben wir ein Format geschaffen, das offensichtlich einen Nerv getroffen hat und eine grundlegende Erfahrung ermöglicht: Wenn wir im Kontakt mit der eigenen Lebendigkeit sind, spielt das Alter keine Rolle.

„Hingefahren bin ich zur Werkstatt, um zu arbeiten. Die Atmosphäre, die vielfältige Inspiration und der wertschätzende Umgang aller miteinander haben mich am Ende so beglückt, dass ich nach Hause gefahren bin mit einem inneren Wohlgefühl wie in einem nachhaltig implementierten inneren Thermalbad.“ (Charlotte)

„Beeindruckt hat mich auch die Wärme, um nicht zu sagen das Zusammengehörigkeitsgefühl, das für meinen Eindruck zwischen uns allen schon sehr bald entstand. Mich selbst, als die fast Älteste, noch einmal im Abstand zu erleben zu den „viel Jüngeren“, hat meinen Blick auf meine Vergangenheit geschärft und meine Entschiedenheit, die Qualitäten des Alters und des Altwerdens auch in die Öffentlichkeit zu tragen, gestärkt. Dafür habe ich euch als sehr erfreuliches Modell auf Augenhöhe erlebt.“ (Anke)

„Was mir so gefallen hat, war die Gruppenenergie vieler ähnlich gesinnter liebevoller Menschen. Mein Herz war ganz ganz offen und ich spürte eine tiefe Verbundenheit mit allen Menschen, frei von Bewertungen. Das machte mich schon am ersten Abend froh und glücklich und tief zufrieden. Dieses Erleben war einmalig und (leider noch) nicht normal für mich.“ (Johannes)

Was für eine reiche Lebensphase!

Vierzig Menschen im fortgeschritteneren Alter bringen einen Reichtum mit an unterschiedlichster gelebter Erfahrung, an erschaffenem Ver-Mögen, an noch nicht ausgeschöpfter Lebenskraft, die ihren Ausdruck sucht. Ebenso an noch nicht entfalteten Talenten, noch nicht eingesetzten Ressourcen, noch nicht wahrgenommenen und geheilten inneren Wunden, an materiellem und immateriellem Ballast, an scham-, schuld- oder angstbesetzten Themen. Was für ein reichhaltiges Feld für die weitere Entwicklung, wenn denn alles unvoreingenommen seinen Platz haben, gesehen und gehört werden darf. Dass die beiden Werkstätten so gelungen waren, ist der Offenheit der Teilnehmenden zu danken, einer Offenheit im Geist und im Herzen, aus der – dies scheint jedes Mal wie ein Wunder – die Kraft von „Gemeinschaft“ geboren wird, von der Viele in der Abschlussrunde gesprochen haben. „Wir sind Weber und Gewebte gleichzeitig“, brachte es eine Teilnehmerin auf den Punkt. Das lebendige Gefühl, in ein Wir eingebettet zu sein, öffnet ganz organisch ungeahnte innere Türen für das, was jetzt im Leben dran ist.

Drei Teilnehmerinnen aus der ersten Werkstatt für LängerGelebtHabende hatten in der Zeit danach weitergearbeitet an der Frage, was diese besondere Lebensphase bereithält – welche Lebensbereiche bewusst angegangen werden wollen. Sie haben viel recherchiert. Herausgekommen ist ein „Aspektemodell des Älterwerdens“, das uns Gabriele W. in der Novemberwerkstatt vorgestellt hatte.

Im Zentrum steht die Würde, ausgerichtet auf die Möglichkeit einer tiefgreifenden persönlichen Transformation durch Reflexion, persönliches Wachstum, neues Bewusstsein, innere Reife. Es geht um Wissen und Wirksamkeit – in verschiedenen Lebensbereichen: Lebenslanges Lernen, persönliche Entwicklung und Kompetenzaufbau, Autonomie und Selbstbestimmung, soziale Bindungen, Gemeinschaft und Teilhabe, Sinnhaftigkeit und Lebenszweck, finanzielle Basis, Religion und Spiritualität, Gesundheit und Wohlbefinden. – Also um das ganze pralle Leben!
Wir danken Roswitha Schalk, Carina Trautvetter und Gabriele Wagner für diese Arbeit. Eine Grundlage, aus der allesmögliche weiterwachsen kann.

Einen sehr inspirierenden Impuls setzte AnnMarie, als sie von ihren beherzten Aktionen in ihrem 1.200-Seelen-Dorf berichtete, wo sie Menschen über politische Gräben und Generationen hinweg zusammenbringt. Davon lässt sich lernen.

Aufbruch liegt in der Luft

Zum Ende hin wurde in verschiedenen Runden über konkrete Perspektiven fürs eigene Leben nachgedacht, über selbstinitiierte gemeinschaftliche Aktivitäten im eigenen Umfeld beraten, sich schlau gemacht über Gemeinschaftsgründung, Vernetzung initiiert. Eine WhatsApp-Gruppe entstand, Regionaltreffen im Nürnberger und Salzburger Raum wurden geplant und vorbereitet. Im Münchener Raum ist schon nach der Pfingstwerkstatt eine Peergroup entstanden, die sich nun an verschiedenen Orten trifft. Interessant auch die Idee, dort, wo man lebt oder leben möchte, systematisch nach freiwerdenden Wohnungen Ausschau zu halten und nach und nach seine Wunschnachbarschaft dort aufzubauen. Mit Menschen, die man vielleicht in einer Werkstatt der LängerGelebtHabenden getroffen hat.

„Das Älterwerden hat mir hier einen Heimathafen gegeben. Der Weg wird weitergegangen.“

(Teilnehmerin in der Abschlussrunde)

Wie geht es weiter?

Es wird in 2025 mindestens wieder zwei Werkstätten für LängerGelebtHabende geben – im Juni (19.- 22.6.) und im November (13.-16.11.). Anmeldungen sind schon möglich (s. unsere Veranstaltungsseite). Teilnehmen können sowohl Menschen, die schon mal dabei waren. wie auch ganz neue. Ganz besonders möchten wir noch mehr Männer zur Teilnahme ermutigen!

Lasst euch überraschen, was wir noch alles aushecken! Unsere Ideen reichen für eine ganze Veranstaltungsreihe. Nach und nach werden also weitere Angebote folgen.

MarieLuise Stiefel

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