Illo steht an ihrem Geburtstagsfest inmitten unserer ehemaligen Kapelle, umgeben von ihren großformatigen und kleinen Bildern.
Auf den Tischen liegen Mappen mit Zeichnungen, Aquarellen und Skizzen, auf dem Flügel Zigarrenkistchen, geöffnet für winzige Kunstwerke, schön gestaltete Bücher mit ihren Gedichten und Texten sind zum Blättern und Lesen bereit, und auf einem Bildschirm kann man ihre kleinen Filme zu den Themen Altern-Armut-Schönheit anschauen.
Da, genau da, habe ich gedacht: Wow, das alles zusammen ist Illo, das macht sie aus!
Illo hatte die Idee, an ihrem 70. Geburtstagsfest viele ihrer über die Jahrzehnte gemalten Bilder und Kunstwerke zu verschenken, frei zu geben: „Nehmt, was euch gefällt.“
Es waren dann auch viele Menschen aus der Gemeinschaft und Nachbarschaft da, die die Bilder genau studiert, geblättert, gelesen und sich in die Fülle des Angebotenen hineinversenkt haben.
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Es war eine knisternde fröhliche Atmosphäre mit Ausrufen, Gesprächen und Verhandlungen.
Eine Crew von Jugendlichen war für Getränke und kleine Snacks verantwortlich.
Illo erzählte aus ihrem Leben: Ehrlich und mutig von Glück und Scheitern, in einfachen aber fesselnden Worten.
Zusammen mit einem Freund hat sie einen wunderbaren Sketch gespielt, in dem sie sich selbst, ihre Kunst und die Geburtstagsfeier auf die Schippe nahm..
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Nach einer Pause ging das Fest in eine Tanzparty oder vielleicht auch Disco über. Bewährte DJs vom Tempelhof wissen, wie und welche Musik die Körper in Bewegung bringt. Viele Kinder und Jugendliche waren auf der Tanzfläche. Es war eine besondere Stimmung inmitten all der Bilder zu tanzen. Illo hat getanzt, wie schon lange nicht mehr.
Unglaublich, ist das das Fest einer 70-Jährigen?
Später hat sie mir freudig erzählt: „Denk dir, fast alle großen Bilder haben neue Plätze gefunden. Und die Freude der Beschenkten war für mich das Geschenk.“
Maria Keil