Ich bin Vera mit Johannes und unseren Kindern Calla, Lore und Remo. Seit mehr als drei Jahren leben wir schon im Umland von Tempelhof, unsere Kinder besuchen Schule und Kindergarten. Im November 2024 wurden wir von der Gemeinschaft in unser Annäherungsjahr aufgenommen. Schon davor waren wir auf verschiedenen Ebenen mit den Menschen hier verbunden. Was sich durch die Annäherung neben vielen anderen Dingen nun verändert und auch vertieft, sind die sozialen Räume, an denen wir jetzt teilnehmen. So waren wir auch das erste Mal Teil der Winterintensivzeit, die meistens zwischen den Jahren und dieses Jahr auch über Silvester hinweg stattgefunden hat.
Das Thema der Intensivzeit, in der die Gemeinschaft fünf Tage viele Stunden gemeinsam im Kreis verbringt, war Verbundenheit. Ein Thema, das in mir große Resonanz auslöste, da es genau das ist, worum es nun bei uns im nächsten Jahr geht: In Verbindung gehen mit den Menschen hier am Platz, zu spüren, wo es Gemeinsamkeiten gibt und wo es Neugierde für andere Denk- und Lebensweisen braucht, um trotz Unterschiedlichkeit in Verbindung zu kommen und zu sein. Mit der Lust auf tieferes Verstehen und Kennenlernen der einzelnen Menschen, die Tempelhof ausmachen, aber auch das Gemeinschaftswesen besser zu spüren, bin ich in meine erste Intensivzeit gestartet.
Zu Beginn trafen wir uns in Kleingruppen, um das letzte Jahr im kleinen Kreise noch einmal Revue passieren zu lassen. Was hat das Jahr jedes/-r Einzelnen geprägt? Wie war das Leben in Gemeinschaft? Jede/-r hatte Zeit zu sprechen, während die anderen zuhörten und den Raum hielten. Von Tag zu Tag verbrachten wir wieder mehr Zeit in der großen Gruppe, wo auch weit zurückliegende Ereignisse noch einmal Raum bekamen und damit Unverarbeitetes sichtbar und Heilung möglich wurde.
Mein ganz persönliches Thema, das mit der Zeit aufkam, war die Selbstfürsorge. So schön und berührend ich die sehr feinen und intimen Räume wahrgenommen habe, hat es auch in meiner eigenen Geschichte Punkte berührt und Prozesse ausgelöst, die mich nah zu mir selbst gebracht haben. Um sowohl das Neue, was ich über Tempelhof und auch einzelne Menschen erfahren durfte, als auch die Fragen, die auf meinem eigenen Weg aufgeworfen wurden, zu integrieren und zu verarbeiten, bedurfte es immer wieder Pausen.
Eine der größten Herausforderungen war für uns als Familie, die Intensivzeit auf Erwachsenenebene zu erleben, mitzugestalten und dabei zu sein, und gleichzeitig gut für unsere Kinder da zu sein. Da wir noch kein festes Zuhause in Tempelhof haben, jedoch glücklicherweise die Wohnung einer befreundeten Familie hier am Platz nutzen konnten, war es auch für unsere Kinder das erste Mal, dass sie seit dem Start unserer Annäherung für ein paar Tage dauerhaft in Tempelhof lebten, wir gemeinsam mit der Gemeinschaft aßen und am Platz übernachteten. Die Aufregung war groß, genauso wie die Freude, nun so nah dran zu sein.
Auch im Kinderfeld wurde eine meiner größten Fragen in Bezug auf Gemeinschaft sehr bewegt: „Wie geht es gut, die eigenen Werte zu vertreten und dennoch in Verbindung zu bleiben mit den anderen Eltern? Wie kann aus unterschiedlichen Ansichten auf Erwachsenenebene ein dennoch sicherer Raum für die Kinder entstehen, in dem sie sich entfalten und ausprobieren können und sich gleichzeitig gehalten fühlen?“ Was ich als großen Reichtum empfinde, ist die Bereitschaft der Eltern hier am Platz, trotz Differenzen in Verbindung zu bleiben und die Momente, in denen es hakt, noch einmal gemeinsam zu reflektieren, um weiter als Elterngemeinschaft zusammen zu wachsen. Auch hier wurde für mich das Thema der Verbundenheit und dessen Wichtigkeit sichtbar.
Das gemeinsame Silvesterfest unter dem Motto „Superheros in Glitzer“ inmitten dieser intensiven Räume, organisiert von einigen Jugendlichen und Erwachsenen am Platz, war bei all der Tiefe eine wunderschöne Abwechslung, um bei leckerem Essen, beim Tanzen, im Saunawagen oder am Feuer in Leichtigkeit und Ausgelassenheit das letzte Jahr zu verabschieden und das neue willkommen zu heißen.
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Dankbar für all die Erfahrungen, die ich in dieser Zeit machen konnte, blicke ich auf die Winterintensivzeit zurück und bin gespannt, was sich in den nächsten gemeinsamen Räumen zeigen wird.
Vera Henrike Hetzel