Seit Ende September bauen wir nun ein kleines Dorf im Dorf, mit dem Mittelpunkt: Ein Earthship. Das ist ein passiv-solar klimatisiertes Gebäude, das über einfache, intelligente Systeme zur Wassersammlung und -speicherung, Abwasserverwertung, Solarenergiegewinnung und -speicherung und Nahrungsmittelproduktion verfügt.
Warum das?
Wir planen das Earthship als Gemeinschaftshaus für Menschen, die sich als kleinere Gruppe innerhalb unserer Gemeinschaft im letzten Jahr gefunden haben und in einem noch engeren Rahmen miteinander leben möchten. Seit einem Jahr in Planung, arbeiten zurzeit 60 Helfer aus 17 Nationen an diesem Bau. Doch ist das Earthship nicht nur eine Haushülle. Es ist unser Wunsch, mit Hilfe seiner Art eine neuartige Lebensform in Gemeinschaft, echte, enge Begegnung der Menschen untereinander zu ermöglichen. Wo suchen wir unsere individuelle Autonomie, an welcher Stelle kommt „Gemeinschaft“ zum Tragen? Das Earthship bietet Schutz-, Beziehungs- und Lebensraum. Verfolgen wir konsequent die Frage, wo die eigenen wirklichen Grundbedürfnisse liegen, was im Leben wirklich wichtig ist, erahnen wir den Schluss: Wollen wir wirklich Verantwortung für uns und unsere Nachkommen, die Welt übernehmen, müssen wir bei uns selbst und unserem Lebensstil anfangen. Und dieses Haus könnte ein erster Schritt sein.
Im holistischen Sinne ist das Earthship eine lebendige Zelle: Hier wird unsere menschliche Abhängigkeit von den Kreisläufen der uns umgebenden Biosphäre sicht- und spürbar. Es bietet ein Dach über dem Kopf und die Energie, die wir für z.B. unsere Hygiene, Heizung und Nahrungsmittelzubereitung brauchen wie auch den emotionalen Rahmen für Familie, Nähe und Füreinander-Sein.
Gleichzeitig ist das Earthship ein handfestes Reallabor für experimentelles Bauen. Im Entstehungsprozess erleben wir permanente Spannungsfelder: Verwenden wir lokal verfügbare Naturmaterialien mit geringerer Lebensdauer oder geringerer Funktionalität versus einfach zu verbauende, kostengünstigere Materialien mit hohen Qualitätseigenschaften aber wenig Nachhaltigkeit? Oder standardisierter High-Tech versus Re- und Upcyclingmaterialien? Welche Ressourcen und in welchem Ausmaß nutzen wir? Wie viel Raum steht uns zu?
Ende des Jahres fertig gestellt, umfasst das Earthship dann 170 qm Grundfläche mit Sanitärräumen, einer Küche, einem Wohn- und Esszimmer für bis zu 25 Menschen sowie ein integriertes Gewächshaus, in dem Nutzpflanzen wachsen und für ein natürliches Klima sorgen. Es ist Teil eines Gesamtwohnkomplexes mit Jurten und Bauwagen als individuelle „Zimmer“. Die energetische Autarkie des Hauses soll gestützt werden durch das Haus umgebende, permakulturelle Elemente zur Selbstversorgung: Gewürzgärten, Hecken, Gemüse- und Obstpflanzen, etc.
In Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden, die den experimentellen Ansatz für unkonventionelles Bauen wohlwollend unterstützen, konnte ein solches Pilotprojekt erstmals in Deutschland genehmigt werden. Die grund-stiftung am Tempelhof möchte durch die Förderung dieses Baus einen Beitrag zur Umweltbildung leisten. Gleichzeitig ist es eine ideelle und praktische Plattform für Diskussionen zu Ökologie und Nachhaltigkeit sowie mögliche zukunftsfähige Lebens- und Wohnformen. Finanziert wurde das Vorhaben zu einem großen Teil aus Spenden und Eigenkapital der Genossenschaft. Die mediale Unterstützung und das Interesse war groß: Am 30.10. beispielsweise sendet das ZDF Aspekte einen kurzen Beitrag.
Sieh selbst, was sich auf dem Bau tut: Wir erstellen jeden Tag kurze Videos über den Bau, Fotos und Kommentare gleich hinterher auf www.earthship-tempelhof.de.
Mit herzlichen Grüßen,
Roman, Max, Ralf, Stefanie, Simone, Jonas und das gesamte Earthshipteam von Tempelhof und der BaustelleRecycling von Gebrauchtem…Jung, dynamisch, verrückt und weltoffen – unser Earthship TeamDer zukünftige Pflanzenbereich wird vorbereitetGemeinsame Handarbeit im besten Sinn des WortesAnpacken, Machen, Kreativ sein…Das vorgesetzte Gewächshaus wächst…