Jedes Jahr im Herbst treffen sich Schüler, Lernbegleiter, Geschäftsführer, Vorstände und Eltern aus freien Alternativschulen für ein langes Wochenende, um voneinander zu erfahren, sich auszutauschen und sich gegenseitig zu bereichern. Gleichzeitig ist es auch die Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes e.V. (BFAS), in der über neue Mitglieder und Vorstände, über Finanzen und Haushalt und über Anträge entschieden wird.
In jahrzehntelanger Tradition richtet jeweils eine der Mitgliedsschulen das Bundestreffen aus, womit gewährleistet ist, dass wir untereinander die Vielfalt in der freien Alternativschul-Szene auch in räumlicher und inhaltlicher Sicht direkt erfahren. So bleiben wir in lebendigem Austausch über die Gestaltungsmöglichkeiten und bekommen immer wieder Impulse für Veränderung.
In diesem Jahr hatte unsere Schule für freie Entfaltung Schloss Tempelhof die Ehre, sich mit den neuen Räumlichkeiten zu präsentieren und Gastgeberin zu sein für ca. 250 Menschen (bisher das größte Bundestreffen!) aus dem ganzen Bundesgebiet. In der Tat haben wir hier am Tempelhof ideale Bedingungen für solch eine Großveranstaltung, genügend Platz für Zelte und provisorische Schlaflager und vor allem geübte Profis in Seminarhaus und Küche, die mit der Herausforderung umgehen konnten und der Anzahl der Gäste keine Grenzen gesetzt hatten. Schon vor einem Jahr begannen wir mit ersten Vorbereitungen und arbeiteten in einem Kernteam von 3-4 Menschen über viele Monate an der formalen und inhaltlichen Organisation dieser Großveranstaltung.
Gemeinsam Schule machen
Mit dem Motto „Gemeinsam Schule machen“ war unser Schwerpunkt skizziert: die Schule als Ort, wo man Gemeinschaft lebt und einübt, und wo die sozialen Lernprozesse ebenso im Fokus des Lernens sind wie die fachlichen und sachlichen Belange. Und die Schule als Ort zu begreifen, wo alle Personen, also Schüler, Eltern, Lernbegleiter und in unserem speziellen Fall das ganze Dorf beteiligt sind und gemeinschaftlich das Schulleben gestalten.
Alle Beteiligten waren schon im Vorfeld eingeladen, ihre Themen mitzuteilen und zu einem vielfältigen Programm beizutragen. Das führte zu einem überwältigenden Angebot an Workshops und Themen, die am Freitag und Samstag zum größten Teil parallel in den verschiedenen Schulräumen zur Sprache kamen.
Neben den praktischen Angeboten wie „Kosmetik einfach selber machen“ oder „Kartentricks für Anfänger“, gab es auch Workshops, die sich mit den täglichen Fragen in freien Schulen beschäftigten: Wie können wir die Dokumentation von individuellen Lernprozessen zeitlich machbar und sinnvoll gestalten? – Welchen Stellenwert hat die Materialarbeit?- Wie politisch sind wir? -Wie gehen wir mit den Schulfremdenprüfungen um? Welche Erfahrungen haben wir mit dem Thema Inklusion? Und auch Angebote zum Thema Selbstfürsorge und stille Räume gehörten genauso dazu wie Geschichten erzählen am Kaminfeuer oder die Frage bewegen, wie es denn nach Schule weitergeht…(beim Lagerfeuer im neugebauten Mandalahaus)
Durch die rege Beteiligung hatten wir eine kreative und inspirierende Atmosphäre, in der Austausch und Weitergabe von Erfahrungen jeden Teilnehmer bereichert hat. Und wer den Kopf voll mit neuen Informationen hatte, konnte sich ausklinken und bei Kaffee und Kuchen entspannen.
Wieder einmal waren wir sehr berührt von der Gemeinschaftserfahrung, die uns in der Vorbereitung, Durchführung und Teilnahme begleitet hat. Im Gegensatz zu anderen freien Schulen wurde uns als Schulteam sehr viel Organisation durch das Seminarhaus (für die Schlaf- und Essensplätze) abgenommen, das keine Mühe gescheut hatte, das Seminarhaus in eine gut geordnete, übersichtliche Kantinenlandschaft umzubauen. Auch die Zulieferung aus der Küche mit ihren leckeren Mahlzeiten und für alle reichlichen Speisen trug sehr zur Entspannung und zum Wohlbefinden unserer Gäste bei. Nicht zu vergessen die vielen Eltern, die beim Richten der Schulräume, beim Infostand und bei der Raumpflege vorher, zwischendurch und hinterher dafür gesorgt haben, dass sich alle wohlfühlten und die Schule am Montag wieder für den Schulbetrieb nutzbar war.
Es braucht Menschen, die all ihre Energie und (Lebens-) Zeit in Projekte wie unsere Schulen stecken, um einen nährenden Boden für nachhaltige Bildung der zukünftigen Generation zu kultivieren. Dazu braucht es jeden von uns!
Rosa Borheck und Eika Bindgen