Evolutionssprung von Gemeinschaft aus Forschungssicht

Wir erleben in der Gesellschaft eine Verlagerung von technischen und ökologischen Krisen hin zu sozialen und spirituellen Krisen. Gemeinschaften und Workshops wie „Gemeinschaft X.0“ sehe ich als eine Art soziale Labore, in denen sich die Chance für diesen Evolutionssprung bietet. Mit Hilfe einer integralen Wissenschaft und Forschung können dort die eigenen Innenräume erkundet und in Bezug auf äußere Ereignisse gesetzt werden. Der Werkstattcharakter des Seminars unter der Leitung von Francois Wiesmann und Maria Tacke von GEN Deutschland, kreierte für die Teilnehmer aus 14 europäischen Gemeinschaften einen sensiblen Raum für kollektives Forschen über das Bekannte hinaus.

Das Seminar war geprägt durch gezielte Impulsvorträge der Moderatoren und Thomas Hübl und die Konzentration auf einen gemeinsamen mentalen Raum. Teilweise als soziales Forum angeleitet, wuchs das Feld der Empathie, des Vertrauens und der Dankbarkeit durch gemeinschaftliche Mitteilungsrunden. Die Teilnehmer empfanden tiefes gegenseitiges Vertrauen und persönliche Öffnung, durchlebten Phasen der Bewusstseinserweiterung mit Überforderung und Schmerz – Symptome sozialer und spiritueller Krisen der Gesellschaft.
Eine Heilung, die in diesem Prozess der Verbindung von bewussten Räumen und spiritueller Begegnung eintreten kann, ist mit den alten Methoden der Wissenschaft nicht messbar. Bleibt jedoch die Forschung materialistisch und wird sie ohne ein spirituelles Weltbild und Praxis betrieben, erschließt sich die Wirkung meditativer Übungen nicht. Die Atmosphäre des Seminars glich dem einer Wir-Prozess-Situation (nach Scott Peck): Auf die Phase des harmonischem Miteinanders folgte eine Sequenz der Zerwürfnisse bis zu dem Punkt des „Nichts“, an dem die Gruppe gefordert war, durch Selbstreflektion auf eine andere Ebene zu finden. Gemeinsame Basis war und blieb eine bewusste geistige Präsenz und das Ringen um emotionale Verbundenheit.

Dr. Iris Kunze

Sozial-, Nachhaltigkeits- und Gemeinschaftsforscherin, Institut für Integrale Studien, Freiburg und Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Universität für Bodenkultur, Wien.

Mehr über die Forschung von Dr. Iris Kunze unter www.community-research.eu und www.transitsocialinnovation.eu

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