Was wir bisher gemacht haben:
Mit dem Kauf des Tempelhofs in 2010, übernahmen wir ein gut erhaltenes Nahwärmenetz, welches mit drei 500 kW Ölbrennern betrieben wurde und das bei unserem damaligen Nutzungsverhalten ca. 100.000 Liter Heizöl im Jahr verbrauchte.
Stromseitig installierten wir zügig die maximal vom Netzbetreiber zulässige Menge an PV-Modulen auf den Dachflächen, die nicht unter Denkmalschutz standen, und produzieren damit seither ca. 120.000 kWh Strom pro Jahr.
2014 haben wir zwei Ölbrenner gegen Pelletkessel mit je 450 kW Leistung umgestellt, einen 15.000 l Pufferspeicher installiert, alle Unterverteilstationen in den Gebäuden ausgetauscht und nach und nach damit begonnen, den alten Gebäudebestand energetisch zu sanieren.
Zur Zeit brauchen wir im Schnitt ca. 300 Tonnen Pellets im Jahr.
Seit 2023 unterstützt uns im Sommerhalbjahr eine kleine Solarthermie-Anlage auf dem Werkhausdach, und produziert an sonnigen Tagen den Bedarf an warmen Wasser für Dusche und Abwasch weitgehend unabhängig (2024 immerhin 44.800 kWh).
Seit 2023 haben wir eine sog. Stromampel im Dorfhaus (und als App) installiert, die den momentanen Stromverbrauch (Menge und Zukauf oder Solarstrom), den aktuellen Preis (wir kaufen den Strom an der Börse), die Aussicht für die nächsten Stunden und eine Prognose für den nächsten Tag liefert. Diese hilft den Menschen am Platz dabei, ihre Stromnutzung möglichst in Zeiten mit ausreichend Sonnenstrom – oder alternativ in Zeiten mit niedrigem Preis zu legen.
Nächste Schritte und Zukunftsvision
1. Wärmeversorgung
Wir träumen davon, vergleichbar zu unserer Landwirtschaft, auch bei der Energieversorgung mehr Autarkie und Ehrlichkeit herzustellen, denn: Wir haben z.B. keine 60 Ha Wald, um uns wirklich regenerativ mit Pellets zu versorgen.
So wurde 2021 eine Gruppe damit beauftragt Vorschläge zu erarbeiten, wie eine alternative und weitgehend verbrennungsfreie Energieversorgung für uns aussehen könnte.
Da der Wärmebedarf mit ca. 75% den größten Anteil an unserem Energieverbrauch ausmacht, setzten wir dort zuerst an. Biomasse (haben wir zu wenig) und Geothermie (Untergrund bei uns nicht geeignet) schieden rasch aus. Und auch die gerade viel gelobten Wärmepumpen sehen wir eher kritisch, denn gerade im Winterhalbjahr produzieren wir selbst nicht genug Strom für deren Betrieb, sondern müssten ihn teuer zukaufen.
Was wir dagegen im Sommer üppig haben, ist Sonnenenergie. Wie können wir diese “einfangen“ und für den Winter einlagern? Ein großer Wärmespeicher – wie eine überdimensionale Thermoskanne – wäre eine Lösung. Da Konstruktionen aus Stahl oder Beton (in Siloform) zum Einen einen heftigen Eingriff ins Dorfbild darstellen würden und zum Anderen sehr viel Materialbedarf – und damit viel verbaute sog. “graue“ Energie – bedeuten, haben wir uns für die in Dänemark entwickelte Variante des Erdbeckenspeichers begeistert: Man gräbt eine Grube und nutzt die entnommene Erde um einen Wall um die Grube zu errichten. Dann legt man sie mit Kunststoffbahnen aus, füllt sie mit Wasser und deckt das Ganze mit einem schwimmenden gedämmten Deckel ab. Fertig ist ein Saisonspeicher mit im Vergleich wenig Materialeinsatz.
Um unser Dorf rechnerisch zu 75% mit Wärme zu versorgen, bräuchten wir ein Becken von ca. 55 mal 55 Metern, 7 Metern Tiefe und gefüllt mit ca. 8-10 Mio. Litern Wasser. Dazu ein Solarthermie-Kollektorfeld von ca. 2.300 m² Fläche. Für die fehlenden 25% in z.B. besonders kalten Wintern, würden die Pelletbrenner als Backup weiterhin zur Verfügung stehen. Theoretisch bei gleichbleibenden Energiekosten, aber hoher Unabhängigkeit von externen Quellen und Preischwankungen am Markt (in den letzten Jahren zwischen 200€ und 800€/t). Diese Anlage könnte dann in etwa so aussehen:
Wir haben uns als Gemeinschaft entschieden, die ersten Schritte zu gehen um diesen Weg zu versuchen und sind momentan dabei, eine sog. Transformationsstudie mit finanzieller Unterstützung des Wirtschaftsministeriums durchzuführen, um die genauen Dimensionen und Kosten zu ermitteln. Im Sommer 2025 steht dann die finale Entscheidung über das Projekt und die Finanzierung an.
2. Strom
Mit den bestehenden PV-Anlagen haben wir unsere Möglichkeiten zur momentan wirtschaftlichen Solarstromerzeugung mit gekoppelter Einspeisung nahezu ausgeschöpft (Einspeisebegrenzung durch Netzanbieter). Zudem sind die Vergütungen für neue PV-Anlagen mit ca. 6-7 Cent/kWh zur Zeit nicht sonderlich attraktiv. Gleichzeitig nutzen wir bisher nur etwas über 60% unseres Solarstroms selber. Lösungen zur Optimierung wären:
A. Ein Batteriespeicher:
Eine mögliche Lösung wäre auch hier ein Pufferspeicher in Form eines Batteriespeichersystems. Verschiedene Techniken von unterschiedlicher ökologischer Verträglichkeit sind derzeit am Markt erhältlich. Dieser ist geprägt von einer gewissen Goldgräberstimmung und der damit verbundenen Unsicherheit (welche Systeme setzen sich langfristig durch?). Auch hier sollte der Verweis auf mögliche Technologiesprünge keine Entschuldigung für heutige Untätigkeit sein. Der Favorit der Energiegruppe ist im Moment: Ein Druckluftspeicher, da er als bisher einziges System eine mechanische Speicherung bietet, was uns aus ökologischer Sicht sehr willkommen ist. Die Entscheidung darüber steht aber noch aus.
B. Intelligente Steuerung und Ausbau Energieerzeugung vor Ort:
Weiter planen wir eine intelligente Steuerung (Energiemanagementsystem, EMS) für die optimale Verteilung und Nutzung des Stroms. Dadurch könnten wir unabhängig vom Netzausbau durch den Netzbetreiber zusätzliche Dachflächen mit PV-Modulen belegen und/oder Kleinwindanlagen (und andere mögliche Generatoren) aufstellen und den Ertrag optimiert durch eine Batterie dann nutzen, wenn er wirklich gebraucht wird. Ein Batteriespeicher würde es uns zusätzlich ermöglichen, Preisschwankungen auszugleichen und so unsere Kosten zu reduzieren, in dem wir in den Niedrigpreisphasen kaufen und in Hochpreisphasen verbrauchen.
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Ein weiterer Nutzen läge in der Lastspitzenreduktion und dadurch einer Senkung der jährlichen Grundkosten. Selbst ohne Batteriespeicher und weiterer Energieproduzenten (wie z.B. Kleinwindanlagen) wäre eine automatisierte Steuerung als Zwischenschritt sinnvoll, da sie schon jetzt das Potential zur Optimierung des bestehenden Systems ausschöpfen würde (PV-Anlagen, Ladesäulen von Carsharing und Gästehaus, Gefrierhaus als möglicher Stromspeicher).
Zusätzlich würden wir durch eine Modulation unseres Strombezugs das bundesweite Stromnetz entlasten und einen – wenn auch kleinen – Beitrag zu mehr Stabilität und damit Resilienz leisten. Da wir auf Grund unserer Ausrichtung möglichst auf open-source-basierte Systeme zurückgreifen wollen (die auch weitgehend bei uns auf dem Server laufen und nicht über das Netz oder eine Cloud), ist der Markt eher überschaubar. Zudem liegen wir mit unserer Größe zwischen dem klassischen Eigenheim und einem Industriebetrieb oder größeren Gemeinde, was die Sache durchaus komplex macht.
Unser Ansatz ist darum auch hier wieder, zusammen mit den Beteiligten Lösungen zu entwickeln, die auch jenseits der üblichen Marktlogik zukunftsfähig sind und uns und unseren Werten so weit wie möglich entsprechen. Wir werden euch auf dem Laufenden halten.
(Stand Winter 2024/25)